Lücken zwischen den Zähnen können ganz verschiedene Ursachen haben und werden auch je nach Fall anders oder gar nicht behandelt. Wir stellen Ihnen die häufigsten Gründe für Lücken im Gebiss vor und gehen auf Behandlungsmöglichkeiten näher ein.
Gründe für Zahnlücken
Lücken im Milchgebiss
Im Milchzahngebiss kommen Lücken zwischen den Zähnen häufig vor. Dies ist aber normal, denn die Lücken zwischen den Milchzähnen halten Platz für die bleibenden Zähne. Sobald diese dann da sind, sind meist auch die Lücken alle verschwunden. Wären gar keine Lücken im Milchzahngebiss vorhanden, wäre dies eher ein Zeichen für einen späteren Engstand. Von daher brauchen Sie sich bei kleinen Lücken im Milchzahngebiss keine Sorgen machen.
Schneidezahnlücken
Gerade bei Kindern sind Lücken zwischen den Schneidezähnen keine Seltenheit. Häufig ist der Grund für eine Lücke zwischen den bleibenden Schneidezähnen das Oberlippenbändchen (Frenulum), das zu tief sitzt. Dadurch verhindert es, dass die Zähne so eng aneinander stehen, wie sie es eigentlich sollten. Wenn das Lippenbändchen zu tief sitzt, kann dies vom Zahnarzt chirurgisch mit einem kleinen Eingriff korrigiert werden. Manchal ist es auch gar nicht nötig früh einzugreifen, denn wenn die bleibenden Eckzähne kommen, schieben sich die Schneidezähne oft enger aneinander. In der ersten kieferorthopädischen Untersuchung mit 4 bis 6 Jahren kann man bereits eine erste Aussage hierzu treffen, auch wenn man noch nicht eingreift.
Vorzeitig verlorene Milchzähne
Wenn Kinder z.B. aufgrund von Karies ihre Milchzähne vorzeitig verlieren, können ebenfalls Zahnlücken entstehen. In solchen Fällen muss häufig ein Platzhalter her, damit der Freiraum für den nachfolgenden Zahn offengehalten wird. Andernfalls kann es passieren, dass die Nachbarzähne in die Lücke wandern oder Zahnkippungen entstehen. Dadurch würde der nachfolgende Zahn am Durchbruch gehindert werden und es würde zu einem Engstand kommen.
In der Zahnwechselphase sind vor allem die Positionen der Milcheck- und -backenzähne besonders wichtig, da ihr Bereich die Stützzone für die durchbrechenden, bleibenden Zähne ist.
Ein weiteres Problem bei vorzeitig verlorenen Milchzähnen und den daraus entstandenen Lücken besteht darin, dass die Zähne aus dem Gegenkiefer zu sehr in die Länge wachsen können, wenn kein Bisskontakt vorhanden ist. Daher sind bei vorzeitig verlorenen Milchzähnen Platzhalter für die Lücken (z.B. in Form von einfachen herausnehmbaren Apparaturen, die getragen werden müssen), sehr wichtig.
Lücken aufgrund anatomischer Gegebenheiten
Ein Gebiss mit großen Lücken kann aufgrund einer sehr großen Kieferbasis vorhanden sein, die mehr Platz bietet als die Zähne benötigen. Umgekehrt formuliert können die Zähne auch zu klein in Relation zum Kiefer sein. Dann entstehen viele Lücken zwischen den Zähnen, was durchaus problematisch sein kann. Denn durch den fehlenden Kontakt der Zähne zueinander können sich Speisereste zwischen die Zähne setzen und es entsteht oft ein Tiefbiss, weil die Abstützung der Zähne gegeneinander nicht gegeben ist. Dies alles ist vor allem beim Kauen wichtig. Auch die Aussprache leidet unter einem lückigen Gebiss.
In so einem Fall kann der Kieferorthopäde die Zähne auf dem Zahnbogen zusammenschieben, in der Regel mithilfe von festsitzenden Bracket-Apparaturen.
Nicht angelegte Zähne
Manchmal gibt es genetisch bedingt den Fall, dass nach den Milchzähnen keine Folgezähne durchbrechen. Dann spricht man von Aplasie, d.h. hier gibt es keine angelegten Zähne für die Lücken nach den Milchzähnen. Meistens sind davon der zweite kleine Backenzahn und der obere seitliche Schneidezahn betroffen.
Eine Aplasie fällt häufig erst dann auf, wenn die Milchzähne nicht ausfallen, oder Nachbarzähne in die entstandenen Lücken wandern. Wenn die Milchzähne bestehen bleiben, muss der Kieferorthopäde nicht in jedem Fall etwas unternehmen. Ein Beratungstermin ist aber angebracht, damit der Kieferorthopäde prüfen kann, ober der Milchzahn bleiben darf oder ob man andere bleibende Zähne an dessen Stelle rücken muss weil die Milchzahnwurzeln nicht mehr stabil genug sind, denn es sollen ja keine Lücken im Gebiss entstehen. Bei Lücken ausfallender Milchzähne ohne Nachfolger muss wie oben beschrieben entweder eine herausnehmbare kieferorthopädische Platzhalterapparatur für die Lücken her um den fehlenden Zahn später zu ersetzen, oder der Kieferorthopäde schließt die Lücke durch Verschieben der benachbarten bleibenden Zähne, sodass keine Lücke übrig bleibt.
Zahnverlust durch Karies oder Unfall
Lücken können natürlich auch durch äußere Einflüsse, wie z.B. Unfälle entstehen. Auch Karies kann einen Zahn dazu bringen, auszufallen. Selbst, wenn ein Zahn durch einen Unfall zu großen Teilen geschädigt wird, kann der Kieferorthopäde die Wurzel etwas herausbewegen (Extrusion) und so zur Versorgung mit einer Krone vorbereiten. Wenn die Wurzel allerdings zu stark beschädigt ist, muss der Zahn bzw. die Wurzel gezogen werden.
Bei Teenagern ist es vor allem der große Backenzahn, der bei mangelnder Zahnpflege durch Karies verloren geht. Die Lücke für solch einen großen Zahn kieferorthopädisch zu schließen ist aufwändig und teuer. Hier kann eine gute Mundhygiene, Zahnpflege und eine nicht zu zuckerhaltige Ernährung entgegenwirken. In der heutigen Zeit muss kein Zahn mehr durch Karies verloren gehen!
Wie werden Lücken geschlossen?
Nachbarzähne werden verschoben
In vielen Fällen können Zahnlücken geschlossen werden, indem die Nachbarzähne zur Lücke mit festsitzenden Bracket-Apparaturen an die Stelle der Lücken geschoben werden. Dies ist bei Frontzähnen allerdings schwieriger, da es auffälliger ist, wenn z.B. ein Eckzahn statt einem Schneidezahn vorne zu sehen ist. Bei den Backenzähnen fällt dies nicht weiter auf.
Allerdings können die Eckzähne z.B. so geschliffen werden, dass sie optisch fast wie Schneidezähne aussehen. Kritisch zu bewerten ist dabei allerdings, dass sie dann nicht mehr ihre eigentliche Funktion wahrnehmen (Eckzahnführung) und natürlicher Weise farblich immer etwas gelber sind als seitliche Schneidezähne.
Transplantation von einzelnen Zähnen
Um Lücken zu schließen, können auch einzelne Zähne transplantiert, sprich verpflanzt werden. Am meisten sind dafür die kleinen Backenzähne geeignet. Das Wurzelwachstum darf allerdings noch nicht abgeschlossen sein, um einen Zahn erfolgreich verpflanzen zu können. Der Backenzahn wird dann beispielsweise für eine Lücke im Seiten- oder Frontbereich genommen und dort in die Alveole, die Lücke, eingesetzt. An die Stelle eines Backenzahns kann so zum Beispiel ein Weisheitszahn gesetzt werden.
Der Zahn darf während der Einheilphase nicht in Kontakt mit dem Gegenzahn kommen und nicht die Bissebene berühren, d.h. er wird etwas weiter unten sitzen, als die übrigen Zähne. Frühestens nach drei Monaten darf der verpflanzte Zahn dann mit Hilfe einer Bracket-Apparatur vorsichtig auf die Bissebene gezogen werden.
Kieferorthopädische Lückenhalter/ temporärer Zahnersatz
In vielen Fällen werden Lücken vom Kieferorthopäden bis zum Wachstumsabschluss mit Lückenhaltern (herausnehmbare Apparaturen) offen gehalten, wenn ein Implantat geplant ist. Dies wird deshalb gemacht,weil es einen großen Eingriff in den sich noch im Wachstum befindenden Kiefer bedeutet und der Kieferknochen um ein Implantat herum aufhört zu wachsen, während er im Bereich der anderen Zähne weiterwächst.
Es gibt sogenannte „Marylandbrücken“, das sind Klebebrücken für den Frontzahnbereich, die als Lückenhalter genutzt werden können wenn zum Beispiel ein seitlicher Schneidezahn fehlt.
Wenn die Zähne ausgewachsen sind, kann der Zahnarzt die Lücke mit einem Implantat plus Krone oder Brücke schließen.
Implantate – Ein Leben lang Kosten?
Bei Implantaten ist der Nachteil, dass sie langfristige Kosten und gesundheitliche Beeinträchtigungen bedeuten. Denn so gut ein Implantat auch ist, irgendwann muss es ausgewechselt werden. Im Alter kann dies kritisch sein.
Die Grundleistungen für den kieferorthopädischen Lückenschluss bei Zahnverlust oder Nichtanlagen werden so gut wie immer von den Krankenkassen bezahlt, zumindest bei Kindern.
Fazit
Egal ob Lücken im Milchzahn- oder im bleibenden Gebiss: Zahnlücken können meistens mit kieferorthopädischen Tricks behoben werden, ohne dass Zähne transplantiert oder Implantate gesetzt werden müssen.